Eine Show von Knut Gminder und Robin Witt
Deutschlandfunk_Musikjournal_2.1.17_20.10_Uhr:
Mauricio Kagel, Martin Matalon, das furiose Ensemble Modern und Spitzen-Artisten aus aller Welt – eine zauberhafte Mischung im alten Bockenheimer Depot in Frankfurt am Main. Nicht nur an Silvester eine humorvolle, analoge Impfung gegen die digitalen Signaturen der Zeit.
Frankfurter_Allgemeine_Zeitung_RMZ_2.1.17
Ein Spektakel für Artisten und Musiker.
Eine Feier der Vielfalt.
Im distanzierenden Licht der keineswegs zirkushaften Musik wirkten die Artisten und Varietékünstler alles andere als halbseiden. Sondern eher als idiosynkratrische Hochleister, die auch füreinander sehr viel Verantwortung übernehmen.
Offenbach-Post_und_Hanauer_Anzeiger_3.1.17
Sofern es noch einen Nachweis dafür gebraucht hätte, dass die zeitgenössische Musik zu Unrecht im Ruch einer akademischen Blutleere steht – hier wäre er.
Wiesbadener_Kurier_und_Allgemeine_Zeitung_Mainz_und_Darmstaedter_Echo_3.1.17
Ein Verdienst der wunderbaren Produktion ist auch, die Trennung von „hoher Kunst“ und Artistik zu überwinden und das ästhetische Potential im Spektakulären bewusst zu machen.
Programmtext:
Welche Voraussetzungen ermöglichen direkte Interventionen der Artistik in die geschlossene Form einer musikalischen Komposition? Wie weit geht die Freiheit, sich auszudrücken, wenn Musiker der Notation eines Komponisten folgen und Artisten der Limitation ihrer körperlichen Möglichkeiten ausgeliefert sind? Gibt es etwas in der Kommunikation, das wichtiger ist, als alles spielen und darstellen zu dürfen und zu können?
In Spectacle Spaces steht die Musik immer im Vordergrund. Die Artistik interveniert.
Spectacle Spaces versucht, verschiedene Formen der Kommunikation zu zeigen: Bei Mauricio Kagels „Morceau de Concours“ ist dies festen Regeln folgende Einbahn-Kommunikation, wo die Performance aus der Konserve kommt und die Musik ihr folgen muss. Vorbestimmte Reaktion folgt auf vorgefertigte Aktion. Nichts ist zufällig und es gibt nicht einmal indirekten Kontakt zwischen Sender und Empfänger.
Seit dem 10. Jahrhundert wurden die ummauerten Herbergen an den großen Karavanenstraßen nach einem streng geometrischen Prinzip gebaut. Sie boten eine Vielzahl unterschiedlicher Räume für die vielfältigen Bedürfnisse der Reisenden. Über die trennenden Wände hinweg ergab sich die Möglichkeit, den eigenen Bereich autonom zu leben und trotzdem im selbstgewählten Rahmen Gemeinsamkeiten zu erleben.
Wir nähern uns Martin Matalons “Caravanserail” in dem wir dieses architktonische Prinzip in das Bockenheimer Depot übertragen. Hier teilen sich Musiker und Artisten den kleinen vorderen Bühnenbereich in der direkten Kommunikation mit dem Publikum, während sich der eigentliche Arbeitsbereich der Artisten durch eine trennende Wand vordergründig den Musikern, wie den Zuschauern verschließt.
So entstehen Musik und Performance gleichzeitig und die Freiheit, sich auszudrücken, ist in dieser Anordnung scheinbar am größten. Dem folgend ist die Artistik semi-improvisiert. Durch die räumliche Trennung von Sender und Empfänger, werden die individuellen Ausdrucksformen der Artisten für das Publikum ausschließlich zweidimensional konsumierbar, während die Musik sich direkt entfalten kann.
Bei Mauricio Kagels „Varieté”, im letzten Teil von Spectacle Spaces, kommunizieren alle Künstler direkt miteinander. Auch räumlich gibt es keine Trennung zwischen Musikern und Artisten. Keine Aktion, kein Ton entsteht mehr unabhängig voneinander und jede Aktion ist, mit all ihren Auswirkungen auf das Rundherum, direkt erfahrbar. Nun übernimmt jeder Verantwortung füreinander. Jeder ist auf jeden angewiesen.
Konrad Kuhn (Oper Frankfurt)